Helga lebt: Die Musik als Rettungsanker

Die Sängerin Helga von Hochstein hat sich nach einer schweren Gehirnblutung wieder ins Leben zurückgekämpft
Helga von Hochstein ist ebenso zart wie zäh: Mit ihrer Gitarre ist die Sängerin bei offenen Konzerten nun wieder häufig zu hören. Die Musik ist ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. (Foto: Fischer)

Von Sabine Süß
Die Musik ist ihr Leben. Das ist bei Helga von Hochstein durchaus wörtlich zu nehmen: Als sie im August vor acht Jahren mit einer schweren Gehirnblutung ins Klinikum Deggendorf gebracht wurde, sah es nicht so aus, als würde sie überleben. Doch ihre Musik hat ihr geholfen, wieder gesund zu werden. Eine zierliche Frau sitzt im Burghof des Oberhauses. In ihrem blauen Batikkleid und dem quer über die Stirn geflochtenen Band wirkt sie wie ein Überbleibsel aus den 70er Jahren. Mit ruhiger Stimme beginnt sie zu sprechen - und nur ihre Hände, die stets in Bewegung sind und mit dem Stoff ihres Kleides spielen, verraten, wie aufgeregt sie ist. „Heute ist mein zweiter Geburtstag“, erzählt sie: Am 20. August 2002 erlitt Helga Graf, wie sie mit „bürgerlichem“ Namen heißt, eine schwere Gehirnblutung. „Die Ärzte gaben mir damals nur eine sehr geringe Überlebenschance“, erinnert sie sich. 

Vier Gehirnoperationen hinter sich 

Vier Gehirnoperationen musste Helga von Hochstein über sich ergehen lassen. Über drei Monate verbrachte sie in der psychosomatischen Abteilung. Die Gehirnblutung hatte ihr eine halbseitige Lähmung eingebracht. „Ich musste das Sprechen und Gehen wieder ganz neu lernen.“ Und nicht nur das: Selbst im Krankenhaus übte sie jeden Tag eine Stunde lang auf ihrer Gitarre. „Selbst wenn ich geweint habe vor Schmerzen“, schildert Helga von Hochstein diese schwere Zeit. Doch nichts konnte sie von ihrer Musik abhalten. Denn mit der ist die attraktive 52-Jährige aufgewachsen. „Die ganze Familie ist sehr musikalisch“, erzählt Eberhard Wind. Er ist seit eineinhalb Jahren Helga von Hochsteins Partner - sowohl privat als auch bei ihren Konzerten. Helgas Mutter lernte noch mit 70 Jahren, Gitarre zu spielen, ihr Vater war ein begnadeter Akkordeonspieler. So gab es auch für Helga von Hochstein seit ihrer Kindheit nichts anderes als die Musik. Zwar hat sie Frisörin und Bürokauffrau gelernt - „aber diese Berufe waren immer nur dazu da, mir mein Leben mit der Musik zu finanzieren“. Bereits mit 17 Jahren trat sie zusammen mit der Rockband „Sibiria“ auf, es folgen viele andere Bands, unter anderem auch die „Kellerkinder“ und „Update“, die sie zusammen mit Richard Palmer-James, Gründungsmitglied von „Supertramp“, ins Leben rief. Auch solo trat die Sängerin und Gitarristin auf, bis zu dem schweren Schicksalsschlag im August 2002. Doch Helga von Hochstein ließ sich nicht unterkriegen. Obwohl sie unter den Folgen ihrer Erkrankung noch heute zu leiden hat: Sie muss Medikamente gegen Epilepsie nehmen und hat kognitive Störungen. „Ich muss mir immer alles aufschreiben“, sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Partner kann sie darüber aber lachen. „Für mich ist es manchmal sehr lustig“, zieht er sie liebevoll auf. Sie haben sich gefunden, sagen die beiden übereinander. Und das, wie sollte es auch anders sein, über die Musik. Denn seit 2006 tritt Helga von Hochstein wieder auf. Zunächst mit einem Benefizkonzert, das Tieren zugute kam, anschließend bei offenen Proben im Burghof des Oberhauses. Dort lernten sie und Eberhard Wind sich kennen. Seitdem betreiben sie beide das Projekt „Helga lebt“. Dazu gehören Picknicks mit Musik und offene Konzerte in Passauer Biergärten - wie am Donnerstagabend, als die Sängerin und Gitarristin beim „Andorfer“ auftrat. „Das war toll, es waren so unglaublich viele Leute gekommen“, freut sie sich über den Zuspruch, den ihre Musik findet. 

Coversongs und Eigenkompositionen 

Überwiegend Gecovertes, aber auch einige eigene Lieder stehen bei ihren Auftritten auf dem Programm, das stets einem Menü nachempfunden ist. Stücke von Joan Osborne, Willie Nelson, den Beatles, Paul Simon, John Denver, Tracy Chapman spielt Helga von Hochstein und verfolgt dabei ein Ziel: „Ich will wieder vor ganz großem Publikum auftreten.“ Dabei unterstützt sie Eberhard Wind, der selbst nichts mit Musik zu tun hat. Er ist Programmierer und gibt CAD-Kurse an der vhs, organisiert aber auch die Thomas-Bernhard-Tage in Passau mit. Seit eineinhalb Jahren arbeitet er zudem mit Helga zusammen - am Mischpult und vor allem bei der Erstellung der Flyer und der Homepage. Übrigens: Helgas Konzerte sind immer kostenlos. Sie funktionieren nach dem „Gurkenglas-Prinzip“: „Bei jedem Auftritt steht neben mir ein Gurkenglas. Und wem meine Musik gefällt, der darf natürlich gerne etwas hineinwerfen“, sagt sie mit dem sanften Lächeln, das ihre Lippen stets umspielt. Ja, Helga lebt - und sie kostet ihr Leben in vollen Zügen aus.
Impressum - (c) Helga von Hochstein 2020
Email: info@helgavonhochstein.com
Fon: +49 (0)151 20 11 70 11

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